17:30 Uhr Der erste Teil des Tagwerks ist getan und die Vorbereitungen für den zweiten sind soweit auch schon erledigt.
ACHTUNG, DER NÄCHSTE ABSATZ HAT NIX MIT DER RENNSTRECKE ZU TUN!!! FÜR UNINTERESSIERTE GEHT ES BEI DEM NÄCHSTEN GROßGESCHRIEBENEN ABSATZ WEITER!!!
Also gehe ich erst mal den familiären Verpflichtungen nach. Postkarten schreiben

Da ich hier an der Rennstrecke keinen Kiosk gesehen habe, besteige ich das 4 rädrige Gefährt und wage mich in den spanischen Feierabendverkehr, um am Hafen hoffentlich fündig zu werden.
Spanier können nicht Auto fahren. Da gibt das schon das Schild Reisverschluss und dann machen die das genauso wie wir Deutschen;
schön schon 200m vorher einordnen und dann den armen Touri nicht reinlassen, der artig auf der freien Spur bis zum Ende vorfährt
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Wenigstens konnte ich nach Herzenslust fluchen, ohne dass mich jemand verstanden hat

In der Innenstadt angekommen ging es erst mal runter ans Wasser. Da sollte ja nen Kiosk zu finden sein. Am Arsch!
Hier gibt’s keinen Kiosk und noch nicht mal nen beschissenen Briefkasten hab ich gesehen. Nach 20 Minuten umherfahren, habe ich einfach mal vor nem Hotel angehalten und bin rein und hab gefragt.
Die nette Dame empfahl mir einen kleinen Spaziergang zu einem Tabakladen 4 Straßen weiter. Dort sollte ich dann fündig werden.
Die Auswahl war so groß, dass ich mich zwischen den 4-5 Motiven kaum entscheiden konnte. Wenigstens gab es hier auch gleich Briefmarken.
Alles bezahlt und nix wie zur Post, die zum Glück nur zwei Querstraßen weiter ist. Reingehen und fix die Karten schreiben und dann ab in den Briefkasten damit. Leichter gesagt als getan.
Beim Reinkommen hab ich alles gesehen nur keinen Briefkasten. Nun gut, da waren drei Schalter auf und an nur einem stand eine älterer Herr.
Die Dame auf die ich zusteuerte fuchtelte schon wild mit den Händen und deutete hinter mich. Ich hab doch nicht etwa den Briefkasten übersehen?
Noch mal hin, geguckt, nein da ist wirklich nichts. Wieder an den Schalter. Die Alte immer noch am Fuchteln. Toll wenn man in einer Touristenmetrople kein einziges Wort Englisch kann!
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(mittlerweile war ich mit den Damen allein)
Was will die denn nun von mir. Ich wedle doch schon die ganze Zeit mit den Postkarten in der Hand rum. Und nu kommt’s.
Die Dame kommt hinter ihrem Schalter hervor, geht mit mir an ein Terminal damit sie mir eine Nummer wie auf dem Amt ziehen kann.
Die drückt sie mir in die Hand und nimmt mich wieder mit an ihren Schalter. Dort übergebe ich ihr meine Nummer und kann endlich meine Post aufgeben!!!
(Jetzt weiß ich wieder warum es in Spanien mit der Wirtschaft so gut läuft!

Also nix wie raus und wieder zurück an die Rennstrecke. Auf dem Weg dahin muss ich mir innerorts noch ein Rennen mit dem örtlichen Bus geben,
der knallhart bis auf fast 90 beschleunigt, nur damit ich nicht vor ihm rein komme. Habs dank dem besseren Bremspunkt dann aber doch geschafft

SO, NUN WIRD WIEDER VON DER RENNSTRECKE BERICHTET!!!
Zurück aus der Stadt war Uwe schon mal so nett und hat bei unserem Grillmeister nen paar Fleisch für mich reserviert, was sich noch als sehr gut herausstellen sollte.
Nach dem Essen kam dann Tanja auf mich zu und fragte mich, ob ich denn nun auch bei der Nachtfahrt mitmachen wollte. Dies bejahte ich natürlich.
Auf die Frage, wie lange ich denn fahren wollte, gab’s dann ne saudumme Antwort.
„Ich hab doch dafür bezahlt, dann will ich auch dafür fahren!“
„Also ne Endurance Challenge?“
„Warum nicht. Wenn du und Uwe meine Boxencrew machen, klar!“
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Ein kurzer Blick zu Uwe, der ja nicht mitfahren wollte. Der nickte positiv und in dem Moment realisierte ich es auch schlagartig:
„Was für ne s...TsssTsss...e laberst du hier eigentlich??? Dein längster Turn waren 35 Minuten und nun willst du mal eben das 4 Fache fahren.
In worten einhundertzwanzig Minuten auf dem Bock und nur reinkommen wenn die Tanklampe leuchtet!“
Und das ganze bitte auch noch zügig und nicht bummeln.
Na super, nach ner halben Stunde faule ich doch vom Bike und hab dann gerade mal Halbzeit von der Halbzeit!
So sei es also und kneifen gilt nicht. Ich hab mir die Suppe eingebrockt und die muss ich jetzt auslöffeln!
Beginn der ganzen Sache sollte 21:00 Uhr sein und bis 23:00 Uhr sollte der Spaß gehen.
Also noch mal tief in mich gehen, ein alkoholfreies

20:45 Uhr: Auf geht’s rein in die Rindslederpelle. Um mehr musste ich mich ja jetzt nicht mehr kümmern, dafür hat man ja die Boxencrew

Ich musste leider für das Fahren im Dunkeln das Visier von Dunkel auf Klar wechseln.
Sollte es auf Grund meiner Hackfresse zu ungewolltem Brechreiz kommen, übernehme ich keine Haftung, denn ihre seit hiermit ALLE gewarnt!!!
Die Lady wurde also noch mal randvoll gemacht, damit ich ja nicht gleich nach 20 Minuten wegen zu wenig Sprit reinkomme und dann nicht mehr rausfahre.
Diese Teufel

20:55 Uhr: Die kleine wurde trotz Bettgezeit für kleine Dreizylinder noch mal aus dem Bettchen geholt und schon mal angeworfen, damit sie dann auch wach ist.
21:00 Uhr: Die letzten Absprachen zwecks Reinkommen in die Box wurden geklärt. Wir einigten uns auf einmal hupen auf Start/Ziel.
21:02 Uhr: Mist ich bin spät dran, aber die GoPros müssen mit, sonst werde ich im Forum gesteinigt

21:06 Uhr: Af geiht de wilde Fohrt! Doch was ist das? Die Hupe will nicht. Misst! Egal, kurz um entscheiden auf Arm hoch, wenn ich nächste Runde raus komme und nu nix wie dem Feld hinterher.
21:07 Uhr: Kurzer Blick von Pedro ob die Lampe an ist und dann geht’s auch schon los.
Hier mal ein kurzer Verlauf über die Helligkeitsunterschiede, damit ihr ungefähr ein Verständnis habt wovon ich rede.
[url=http://imageshack.us/photo/my-images/23/hellzudunkel.jpg/][img]http://imageshack.us/a/img23/9944/hellzudunkel.th.jpg[/img][/url]
Die erste Runde war erst mal zum eingewöhnen an die aktuellen Lichtverhältnisse. Mit klarem Visier ging das schon mal ganz ordentlich.
Je später die Runde, desto dunkler die Strecke!
Von der geistigen Idee des Fahrens wie in Quatar hatte ich mich schnell verabschiedet.
Das ist hier ja von der Beleuchtung eher son Mix aus Landstraße und Innenstadt ohne andere Leuchtquellen wie Autos, Häuser oder Geschäfte.
Damit kam ich aber erstaunlich gut zu Recht.
Im Gegensatz zu vielen anderen. Die waren tagsüber an mir nur so vorbei geballert und auf einmal fahren die wie auf rohen Eiern

Wenn das so weiter geht, dann bleib ich beim Nachtfahren. Die setzten hier ja alle Ihre Bremspunkte so weit nach vorne, wie ich nicht mal tagsüber

Nach ner knappen viertel Stunde ging dann die erste 1000RR mit BREMSLICHT an mir vorbei.
Den Typen hätte ich ja am liebsten vom Bike getreten. Tagsüber nervt das ja schon ohne Ende, aber in der Nacht ist das mal der reinste Horror.
Wo ist das Fernlicht, wenn man es mal braucht

Die Rache kam aber keine Runde später als er sich in der blinden bergauf Links geradeaus Richtung Reifenstapel verabschiedete

(ihm ist nix passiert. Er konnte noch vor den Reifen zum Stehen kommen und konnte aus eigener Kraft wieder in die Box)
Die nächste viertel Stunde war nicht sonderlich spannend, da von den 26, die sich für das nachtfahren entschieden hatten, kaum einer auf der Strecke war. Außer dem Trottel, der ja durchfahren wollte.

Mittlerweile war es dann auch stockfinster geworden und so langsam stellten sich neue Probleme ein.
Es gab da so drei Bremszonen auf der Strecke die NICHT beleuchtet waren. Nach der langen Rechts hinter dem Flick-Flack,
vor der blinden bergauf Rechts und vor der letzten Kurve vor Start/Ziel.
Also immer schön überlegen: Ins Dunkle, bis ein halb zählen und dann ankern. Hat widererwartend doch gut funktioniert.
Robert kam mit seinen WIZ-Magnesiumschleifern auch mal auf einen Besuch vorbei. Ist im ersten Moment etwas irritierend,
sieht im Dunkeln aber doch ganz schick aus

21:45 Uhr: Der Blick ins Cockpit verriet: Ich bin schon ne gute dreiviertel Stunde unterwegs. Ich könnte langsam mal raus. Ich hab keinen Bock mehr,
auch wenn es komischer Weise körperlich noch ging.
21:54 Uhr: Mir ist langweilig, ich hab keinen zum Spielen, es ist dunkel. Ich will nicht mehr.
Also auf Start/Ziel den Arm kurz gelupft und damit der Boxencrew das Zeichen zum Reinkommen gegeben.
21:56 Uhr: Rein in die Boxengasse und in dem Moment passierte es…
Ich realisiere, dass ich gerade über 50 min zügig um den Kringel gehetzt bin und dabei mehr überholt habe, als überholt worden zu sein.
Ein Grinsen macht sich breit.
JETZT ERST RECHT! Den Plan drinnen zu bleiben verwerfe ich in dem Moment, wo ich von der Boxencrew in Empfang genommen werde.
GEIL! Tanja hält die Lady. Ich brauch nur absteigen. Uwe kommt schon mit dem Zentralständer und bockt auf. Reifenwärmer drauf und ab ans Tanken.
Ich nehme den Helm ab und kann kaum glauben, dass das mit dem Grinsen überhaupt geht. Die Euphorie hat mich gepackt.
Aber erst mal auf Klo

[url=http://imageshack.us/photo/my-images/853/13ca89805klein.jpg/][img]http://imageshack.us/a/img853/9181/13ca89805klein.th.jpg[/img][/url][url=http://imageshack.us/photo/my-images/805/13ca89811klein.jpg/][img]http://imageshack.us/a/img805/5361/13ca89811klein.th.jpg[/img][/url][url=http://imageshack.us/photo/my-images/59/13ca89816klein.jpg/][img]http://imageshack.us/a/img59/2226/13ca89816klein.th.jpg[/img][/url]
Vom Örtchen zurück die Frage vom Coach wie es ist?
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„EINFACH NUR GEIL! Die Finger kribbeln zwar ein wenig, aber das geht auch schon wieder“
„Echt? Das freut mich und deine Zeiten sind auch super konstant!“
Och nö, die Zeiten. Das wollte ich doch gar nicht wissen, aber sie konnte nicht an sich halten.
Aufhalten konnte ich sie nicht mehr, also schmettert mich nieder milady!
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„Du fährst zwischen 2:04 und 2:07!“

22:05 Uhr: Von nix kommt nix und jetzt hab ich Blut geleckt. Ich stelle fest die Außentemperatur ist meine perfekte Arbeitstemperatur.
Knapp 17°C, der Asphalt ist noch etwas wärmer. Also schmeiß an den Hobel, der König will von dannen reiten

7 Minuten für nen Boxenstop mit Pipipause und quatschen, trinken und SD-Karten in der GoPro wechseln finde ich überigens sehr gut

22:06 Uhr: Pedro winkt mich freundlich durch und auf geht es in die zweite Hälfe der Nacht. Die Outlap ist gleich mal ne 2:06 gefolgt von ner 2:03

JA, ICH HABE SPAß, auch wenn sonst keiner da ist zum Spielen

[url=http://imageshack.us/photo/my-images/854/13ca89684klein.jpg/][img]http://imageshack.us/a/img854/4452/13ca89684klein.th.jpg[/img][/url]
22:15 Uhr: Kommt ne Kawa geflogen

Ei, ei, ei, wer bist du denn? Est mal irnorieren, da sie doch recht zügig an mir vobei gegangen ist.
Ich war wohl mit mir und den durch mein Moped entstandenen Schattenbeschäftigt.
Die können übrigens auch tolle Spielgefährten sein, denn die haben immer das Tempo wie man selbst

Nun gut, zwei Runden hab ich die besagte Kawa immer so 150-200m vor mir gehabt. Da entschließe ich mich doch einfach mal zu gucken,
wer derjenige/diejenige denn ist. Also mal zwei zügige Runden angegast und schwupps hing ich ihm hinten drauf.
Kurz vor Start/Ziel sah ich ihn näher kommen.
Ok auf der Geraden bist du dran. Rum um die Kurve? Ist der Rausgefahren?
Ne. ALTER, wie geht der denn bitte ab auf der Geraden.
Aber dann. Auf der Bremse hatte ich das gefühl der nutzt nur die hintere. Vor der ersten Kurve hatte er noch gut 200m Vorsprung.
400m weiter waren es gerade mal noch 25m


Aber wie der abgeht.
(leider hab ich ihn die Tage nicht mehr gesehen. Mich hätte echt mal interessiert, was die Maschine auf dem Prüfstand bringt. Mal von den 30kg Unterschied zwischen den Fahrern

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Hier mal ein Bild von dem Übeltäter. Ist das ne ZX6?
Aber egal. Ich habe einen Spielgefährten und der vertreibt mir doch mittlerweile ganz gut die Zeit.
Ein flüchtiger Blick auf den Tacho zeigt 22:40 Uhr. Der Jung geht zwar aus jeder Ecke ab wie ein Zäpfchen,
aber in fast jeder Kurve hänge ich verhältnismäßig so spät auf der Bremse, dass ich ihn am Kurvenausgang wieder habe.
Dazu ist seine Linie einfach grausam. Ein sehr schönes Beispiel ist hier die gute alte Palmenkurve (so langsam mag ich sie).
Der Jung zieht bergab richtig hart am Kabel, während ich nur noch halbherzig beschleunige. Über eineinhalb Stunden hinterlassen langsam ihre Spuren.
Er kommt auch gut weg, nimmt aber eine deutlich schlechtere Linie vor und in der Kurve,
so dass ich mit halbherzigem hinterherrollen immer wieder an ihm dran bin. Ich entscheide mich bewusst dagegen ihn zu überholen,
denn auf nerviges davonfahren habe ich um diese Uhrzeit keinen Bock mehr. Ich erfreue mich der Tatsache, dass ich es mittlerweile könnte, wenn ich wollte.
Aber es ist schon spät und der Nacken fängt langsam an zu schmerzen. Ob ich nicht doch vielleicht an ihm vorbei gehe?
Doch da verlässt der Spielverderber doch glatt das Schlachtfeld. Egal! Jetzt kann ich noch mal 10 Minuten ordentlich mein Tempo fahren.
Ach das ist doch auch gleich viel Entspannter und doch ein gutes Stück flotter. (Die Bestätigung gab’s anschließend auch vom Coach

22:58 Uhr: Pedrot schwingt die karierte Flagge. Es ist geschafft. Eine zügige Auslaufrunde und nix wie ab in die Box.
Auf der Geraden vor der Boxeneinfahrt reiße ich den Arm in die Luft und Schreie die ganze Anspannung noch mal abschließend in den Helm.
23:00 Uhr: Da steht ja auch schon die Boxencrew und ich bekomme Standing-Ovations. Der Erpelparka ist perfekt.
Die Kleine darf noch zwei Mal kurz aufheulen, bevor sie Ihren Dienst getan hat. Ich soll absteigen, aber irgendwie fällt mir das gerade schwer.
Nicht weil ich nicht will, sondern weil ich einfach nur platt bin und es nicht kann. Aber nützt ja nix.
Das wohlverdiente Bier kommt halt mal nicht von allein aus der Kühlbox in meine Hand.
Die Anspannung fällt ab, die Kombi hängt sich wie von selbst auf, die ersten zwei Bier bekomme ich gar nicht wirklich mit. Der Adrenalinrausch ist gerade unbeschreiblich.
Vor zwei Stunden hätte ich im Leben nicht gedacht, dass ich das durchhalte. Aber irgendwie habe ich es geschafft.
(Das wie gibt es im Fazit zu Cartagena

Bier Nummer drei schießt die Kehle runter. Endlich fertig für heute Abend noch fix unter die Dusche und dann endlich quatschen.
Das erlebte Teilen, schließlich hab ich heute Abend ALLE geschlagen. Zwar den ein oder anderen nur anhand der gefahrenen Runden, a
ber in dieser Kategorie hat keiner mehr. Ein paar Bier gibt es noch und dann stelle ich zum ersten Mal fest,
dass die Spanier uns um halb eins den Strom in den Boxen abstellen.
Also zwangsweise: GUTE NACHT!